„Wir raschpeln den Englischen Gruß“
Ein Brauch der Karwoche – Das „Klöppern“ oder „Raschpeln“
„Wir raschpeln den Englischen Gruß, den jeder katholische Christ dreimal am Tag beten muss. Ave Maria gratia plena.“ Dies ist ein Vers, den die Ministranten an den Kartagen rufen, wenn sie in den Straßen kath. Pfarreien unterwegs sind.
Mit Hilfe von Ratschen, Klappern und ähnlichen Holzgeräten erinnern sie die Gläubigen dreimal am Tag an das Angelusgebet.
Notwendig wird dieser Dienst, weil traditionsgemäß vom Gloria des Gründonnerstagsgottesdienstes bis zum Gloria der Osternacht die Glocken schweigen. Damit auch die Gottesdienstzeiten nicht vergessen werden, laden die Jugendlichen durch den Ruf: „Ihr Leutla get ze Kering!“ alle Christen zu den Messe ein.
Für diesen Dienst an den Kartagen ist es Brauch, die Ministranten zu entlohnen.
Während heute den Kindern meist Naschereien und einige Münzen in die Hand gedrückt werden, wenn sie von Tür zu Tür gehen und sammeln, war es damals Brauch Eier zu geben. Diese konnten die Ministranten auch schon mal lautstark mit einem „Klöpper, klöpper, Eier raus!“ einfordern. Aufgeteilt wurden die Eier dann unter Pfarrer, Lehrer, Mesner und natürlich den Ministranten.
Wie aus einem Beschwerdeschreiben von Pfarrer Franz X. Hofmann aus Stadelhofen vom April 1916 hervorgeht, war es dort Sitte, für gespendete Eier Wachskugeln der Osterkerze aus dem Vorjahr an die Gläubigen zu verteilen, die dann u.a. unter das Brot gemischt und an das Vieh verfüttert wurden.
Das sah Pfarrer Hofmann allerdings als Missbrauch der geweihten Osterkerze an und wandte sich an das zuständige Erzbischöfliche Ordinariat um die Rechtmäßigkeit dieses Geschehens prüfen zu lassen.
Weihbischof Dr. Adam Senger (1860-1935) ließ diese „mißbräuchliche und abergläubische Benutzung der übrig gebliebenen Teile der Osterkerze“ daraufhin unterbinden und wies den Geistlichen an „in einer Christenlehre die nötigen Aufklärungen“ vorzunehmen.
Wer weitere Raschpelverse oder althergebrachte Bräuche der Karwoche kennt, kann diese gern an das Archiv des Erzbistums Bamberg, Regensburger Ring 2, 96047 Bamberg, Tel.: 0951/4074714, mail: archiv@erzbistum-bamberg weitergeben.