Moderne Architektur in Oberfranken
Archiv des Erzbistums gewürdigt
Wo kann man sich kurzgefasst über moderne Bauwerke Oberfrankens informieren, ohne umfassende Spezialstudien konsultieren zu müssen? Dies ist seit Ende des Jahres 2008 möglich mit einem Buch, das einen Blick auf moderne Architekturbeispiele Oberfrankens wirft. 50 Bauwerke unterschiedlicher baulicher Gestaltung wurden aus insgesamt 139 eingereichten Projekten ausgewählt und in Text und Bild vorgestellt. Das Buchprojekt ist eine Arbeit der „Initiative Baukunst in Oberfranken“ in Kooperation mit der Regierung von Oberfranken und dem Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Bayern und Oberfranken Offensiv – Forum Zukunft Oberfranken. Nicht für Architekten sollte ein Buch gemacht werden, sondern für Kultur- und Bauinteressierte aus der Region (S. 6). Der Frankfurter Architekturkritiker und Journalist Enrico Santifaller hat die Texte über die Bauwerke verfasst.
Der im Jahr 2005 verstorbene Lichtenfelser Architekt Norbert Johannes Püls ist in diesem textlich und bildlich sehr informativ und einladend gestalteten Buch mit zwei Bauten vertreten. Das jüngste Beispiel ist das 2007 fertiggestellte Pfarrzentrum St. Johannes der Täufer Isling, eine strikt traditionelle Architektur – freilich mit modernen Anteilen (Nr. 27, S. 80f). Der Autor beschreibt die harmonische Einbindung des Gebäudes mit Umfeld als wohlproportioniertes Ensemble in die intakte Dorfstruktur.
Das Archiv des Erzbistums, das im Mai 2002 als Neubau in kurzer Entfernung zum Domberg, dem Sitz der kirchlichen Verwaltung, geweiht wurde, hat mit der Berücksichtigung unter 139 Bauten erneut eine Wertschätzung erfahren, die mit dem hohen Lob aus kirchlichen und staatlichen Archivarskreisen harmoniert. Püls hat zusammen mit Willibald Mertl an einer vielbefahrenen Ringstraße einen geschlossenen Baukörper errichtet, der sich „in Richtung auf das Wohngebiet in mehrere Volumina ausdifferenziert. Die Funktionen sind dabei ablesbar: Der Lesesaal im Erdgeschoss dreht sich mit seiner Glasfassade heraus, die Anmutung der darüber liegenden Archivverwaltung gleicht der eines Verwaltungsgebäudes, während die Bauköper mit den Magazinen sich wiederum äußerst geschlossen, fast klosterartig präsentieren. Die Dualität zwischen Geschlossenheit und Offenheit, zwischen geometrisch strenger Ordnung und funktionellen, vielgestaltigen Ausdifferenzierungen setzt sich im Gebäudeinneren fort. Die Räume sind entsprechend vielfältig, manchmal – wie im großartigen, gebäudehohen Treppenhaus mit seiner Himmelsleiter – geradezu imposant.“
Santifaller, Enrico: Aktuelle Architektur in Oberfranken. Ein Architekturführer. Amberg 2008, 152 S., Broschur, zahlreiche Abb. ISBN 978-3-936721-33-1