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Findbuch für das Pfarrarchiv Amlingstadt

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Datum:
Veröffentlicht: 6.2.12
Von:
Dipl.-Hist. Kathrin Arns
Im Februar wurde das Findbuch des Pfarrarchivs der Pfarrei St. Ägidius in Amlingstadt vorlegt. Das Archiv umfasst 554 Verzeichnungseinheiten. Der Umfang der Archivalien beläuft sich auf 83 Archivkartons.

Die Gründung der Pfarrei Amlingstadt erfolgte wahrscheinlich um 800 als eine der vierzehn Slawenkirchen Karls des Großen, welche zwischen Main und Regnitz lagen und zur Missionierung der Slawen im Osten des Reiches gegründet wurden. Zunächst gehörte Amlingstadt zum Bistum Würzburg und wurde im Jahr 1013 von Kaiser Heinrich II. an sein neu gegründetes Bistum Bamberg geschenkt. Dieser erwarb es durch ein Tauschgeschäft mit dem Bischof von Würzburg. Eine Besonderheit war, dass Amlingstadt außer dem Pfarrer und den Kaplänen einen Oberpfarrer besaß. Der Oberpfarrer war der Domkantor, der dieses Amt 1256 durch die Vereinigung der Pfarrstelle Amlingstadt mit der neugegründeten Domkantorei in Bamberg erhielt.

Heute beinhaltet die Pfarrei die Orte Leesten, Roßdorf am Forst und Wernsdorf. Bis 1399 gehörten außerdem Pettstadt, bis 1406 Strullendorf und Litzendorf mit Lohndorf dazu. Geisfeld wurde 1484 von Amlingstadt separiert. Eine Abschrift des Separationsbriefes aus dem 18. Jahrhundert ist im Pfarrarchiv vorhanden (Nr. 20).

Das Pfarrarchiv besitzt derzeit einen Umfang von 554 Verzeichnungseinheiten in 83 Kartons. Die Rechnungen der Kirchenstiftung beginnen im Jahr 1630/31und reichen, mit einigen Lücken, bis 1989 (Nr. 1). Die älteste Verzeichnungseinheit ist die Schenkung von Besitz und Zehntrechten an das Frühmessbenefizium Wernsdorf  und beinhaltet drei Urkunden aus den Jahren 1419, 1440 und 1531 (Nr. 546).

Die erste Pfarrkirche gab es vermutlich schon um 800 in Amlingstadt. Der jetzige Bau wurde zum Großteil in den Jahren 1421 bis 1442 errichtet. Die Inneneinrichtung der Kirche ist barock. Der Hochaltar wurde 1751 durch den fränkischen Bildhauer Vitus Grauppensberg gefertigt, wie der "Handwerksaccord" beweist (Nr. 352). Weitere Hinweise auf die Innenausstattung geben diverse Inventare aus der Zeit von 1720 bis 1945 (Nr. 349 bis 351). Die Erweiterung der Pfarrkirche erfolgte in den Jahren 1970 bis 1972. Allerdings gab es schon 1912/13 die Bestrebung die Pfarrkirche durch Umbaumaßnahmen zu vergrößern. Dafür bot sich das Münchener Architektenbüro Eduard Herbert und Otho Orlando Kurz an. Diese Umbaumaßnahmen wurden allerdings nie realisiert (Briefwechsel mit den Architekten: Nr. 332, Pläne: Nr. 333). Kurz ist bekannt als Erbauer der Bamberger Otto-Kirche (Bauzeit: 1912 bis 1914).

Eine andere Verzeichnungseinheit gibt einen Einblick in das Leben während der Napoleonischen Kriege bzw. während der französischen Truppendurchzüge im Hochstift Bamberg. Diese Archivale listet zum Einen die zu zahlenden Abgaben der Pfarrei an die französischen Besatzer auf und zum Anderen die Namen der berittenen Truppenführer, die 1812/13 im Haus des Amlingstadter Pfarrers einquartiert wurden (Nr. 10).

Es gibt außerdem einige Archivalien zum Gesundheitswesen im 18. und 19. Jahrhundert, wie zum Beispiel über die Durchführung von Impfungen (Nr. 270) oder die Ergreifung von Maßnahmen gegen die Krankheiten Cholera und Ruhr (Nr. 271). Eine weitere Akte (Nr. 37) gibt über Aufschluss über die medizinische Behandlung bei diversen Krankheiten und Verletzungen. Die Behandlung eines Bisses durch einen tollwütigen Hund wird in sechszehn Punkten beschrieben (von  1762). Außerdem zeigt ein Rezept zur Herstellung eines „Giftwassers“, welche Mittel zur allgemeinen Stärkung des Körpers und als Gegenmittel gegen die Pest um die Mitte des 18. Jahrhunderts eingesetzt wurden.

Schließlich beinhaltet das Pfarrarchiv zahlreiches Material über das Lehen- und Zehntwesen. Hier sei nur exemplarisch auf das älteste, erhaltene Lehen- und Zinsbuch, beginnend im Jahr 1644, hingewiesen (Nr. 485).