Findbuch der Pfarrei Altenkunstadt
Die Gründung der Pfarrei Altenkunstadt erfolgte wahrscheinlich um 800 als eine der vierzehn Slawenkirchen Karls des Großen, welche zwischen Main und Regnitz lagen und zur Missionierung der Slawen im Osten des Reiches gegründet wurden. Die sogenannte „Urpfarrei“ besitzt insgesamt drei Patrozinien. Das erste ist ein Marienpatrozinium und wird an Mariä Geburt gefeiert und der Zugehörigkeit zu Kloster Langheim beigemessen. Der zweite Patron ist der heilige Kilian und stammt aus der Zeit der Zugehörigkeit der Pfarrei zum Bistum Würzburg. Als drittes werden St. Petrus und Paulus genannt, welche wohl auf einen Einfluss des Fuldaer Klosters zurückgehen. Denn die erste urkundliche Erwähnung fand die Pfarrei wahrscheinlich als kunestat im Zusammenhang mit der Schenkung einer gewissen Biltrud an das Kloster Fulda aus dem 9. Jahrhundert. Die Urpfarrei Altenkunstadt war bis in die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Würzburger Eigenkirche und kam 1333 durch einen Tausch an das Bistum Bamberg. Im Jahr 1336 wurde Altenkunstadt dem Zisterzienserkloster Langheim inkorporiert und gleichzeitig erfolgte ein Wechsel zum Marien- Patrozinium. Das Kloster Langheim stellte bis zur Säkularisation die Pfarrer der Pfarrei. Der letzter Langheimer Pfarrer war Eustach Trost, welcher bis 1819 der Pfarrei vorstand.
Die Pfarrei besitzt und besaß einige Filialkirchen. Das meiste Aktenmaterial ist von der Filiale Pfaffendorf erhalten. Es gibt zum Beispiel die Rechnungen der Kirchenstiftung Pfaffendorf, welche von 1601 bis 1990 datieren (Nr. 300), sowie zahlreiches Material zur Kapelle und zum Schulwesen. Auch sind Rechnungen der, bis 1820 zur Pfarrei gehörenden, Filiale Geuthenreuth von 1741/42 bis 1787/88 (Nr. 303) vorhanden.
Die Pfarrkirche mit dem spitzen Turm liegt inmitten des alten Kirchhofes und ist von einem hohen Mauerring und Resten alter Wehrbauten umgeben ist. Daneben befindet sich der zweiflügelige Pfarrhof aus dem 18. Jahrhundert. Die erste Kirche wird aufgrund archäologischer Ausgrabungen im Jahr 1982 auf die 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert. Da die Kirche 1525 im Zuge des Bauernkrieges zerstört wurde, kam es 1537 zur Einweihung einer neuen Pfarrkirche. Die Barockisierung der Kirche erfolgte unter dem Langheimer Abt Gallus Knauer Anfang des 18. Jahrhunderts. Um 1900 erfolgte ein erneuter Umbau der Pfarrkirche und davon ist ein Foto der Arbeiter, die diesen Umbau durchführten, vor der Kirche erhalten (Nr. 10).
In Altenkunstadt gab es seit dem Spätmittelalter jüdische Einwohner. Ab dem 17. Jahrhundert nahm ihre Zahl weiter zu und erreichte 1837 mit knapp 50% der Einwohner (400 Personen) einen Höchststand. Es gab zahlreiche jüdische Einrichtungen, wie zum Beispiel die 1726 gebaute Synagoge oder eine Schule mit Lehrerwohnung (Anfang 19. Jh.). Einer dieser jüdischen Einwohner war Salomon Sachs (*1821bis †1891). Er konvertierte 1845 in München zum christlichen Glauben und wurde 1848 zum Priester geweiht. 1857 trat er schließlich als Pater Roman Sachs in den Benediktinerorden und lebte im Kloster in Metten. Im Pfarrarchiv sind zwei Briefe von ihm aus den Jahren 1848 und 1889 erhalten (Nr. 140).
Das Kopialbuch von 1685 bis 1790 beinhaltet u.a. Abschriften der ein- und ausgehenden Schreiben über den sittlichen Zustand der Pfarrei sowie über die Ausbreitung des Protestantismus in der Pfarrei (Nr. 18). Einen Einblick in die Schulgeschichte und insbesondere die Besetzung der Lehrerstellen von dem Jahr 1609 bis 1947 gibt die Archivale Nr. 175. Das Urbarium zeigt den Umfang des Lehenbesitzes der Pfarrei, sowie die Bezahlung von Abgaben in Form von Wachs und Erbzinsen, in den Jahren 1780 bis 1813 (Nr. 321).
Eine wichtige Archivale ist die Pfarrchronik, angelegt im Jahr 1855 und fortgeführt bis 1993 (Nr. 340). Sie enthält Informationen zur Besetzung der Pfarrei, sowie über die Pfarrkirche, das Pfarrhaus und die Schule. Schließlich beinhaltet das Pfarrarchiv noch das sogenannte Kaplanei-Buch (Nr. 381). Es wurde 1842 von Kaplan Carl Schrepfer geschrieben und von seinen Nachfolgern bis 1912 weitergeführt. Dort listete Schrepfer alle wichtigen Informationen zur Kaplaneistelle auf, wie zum Beispiel die Dienstverrichtungen und die Gehaltszusammensetzung. Als Grund dafür nannte er, dass über diese Informationen bei seinem Amtsantritt kein schriftliches Dokument vorhanden war.