Zum Inhalt springen

Erzbischof Josef Schneider - Ich will Euch Vater sein

Datum:
Veröffentlicht: 19.1.06
Von:
Caroline Ott

Zum Gedenken an den 100. Geburtstag des Alterzbischofs von Bamberg

Geboren wurde Josef Schneider am 5. Februar 1906 in Nürnberg, wo er sicher behütet unter sechs Brüdern aufwuchs. Sofort nach dem Abitur 1925 machte er sich auf den Weg nach Rom, und begann dort sein Studium an der Gregoriana und dem Collegium Pontificium Germanicum et Hungaricum. Studienkollegen aus dieser Zeit erinnerten sich später besonders noch daran, welch begeisterter Faustballspieler und Wanderer, aber auch hervorragender Sänger er war und wie er mit seinem Humor und Frohsinn die Studiengemeinschaft in Rom erfreut hat.

 

Nach seiner Priesterweihe 1931 promovierte er in Theologie und Philosophie bevor er als Kaplan in sein Heimatbistum zurückkehrte und zunächst in Wallenfels, dann in Trunstadt und Bamberg tätig war, bis er 1936 zum Subregens des Priesterseminars berufen wurde. 

 

1945 übertrug man ihm an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Bamberg die Professur für Moral- und Pastoraltheologie. Der Seelsorge in den Pfarreien blieb er dennoch verbunden. So half er, wann immer es möglich war bei Gottesdiensten und im Beichtstuhl aus.

 

Die ihm dadurch treu verbundene Pfarrei St. Laurentius Hetzles, zu der er bei Wind und Wetter auf dem Moped gefahren ist, stiftete als Dank den Ring zur Bischofsweihe, die am Heinrichsfest 1955 im Bamberger Dom gespendet wurde. 

 

Die Botschaft, die Erzbischof Schneider am Tag seiner Weihe den Gläubigen mit auf den Weg gab, und die sich als roter Faden durch die kommenden 21 Jahre seiner Amtszeit ziehen sollte, lautete: Ich will Euch Vater sein! Daß eine Einheit zwischen Bischof und Volk im Namen Gottes sei. 

 

Er wollte die Kirche den Menschen wieder Nahe bringen, ein dichtes Netz der Seelsorge im Erzbistum knüpfen. 

 

Nachdem die Katholikenzahl durch die Flüchtlingsströme nach Kriegsende in den Diasporagebieten stark anstieg, setzte sich Erzbischof Josef  besonders für die Errichtung neuer Pfarreien - über 50 an der Zahl - und den Bau, bzw. den Wiederaufbau von Gotteshäusern ein. Allein an die 100 Kirchen und Kapellen, dazu Jugendheime, Pfarrzentren, kirchlich geleitete Schulen und Internate wurden bis 1977 geweiht. In derselben Zeit schuf das gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsunternehmen St. Joseph-Stiftung außerdem an die 7500 Wohneinheiten. 

 

Da Seelsorgliche Unternehmungen an finanziellen Schwierigkeiten nicht scheitern dürften (Schneider zu Domkapitular Dr. Josef Kraus), gab es auch kein Zögern hauptamtliche Seelsorger für die Bereiche der Jugend-, Studenten-, Arbeiter-, und Betriebsseelsorge einzustellen, das Freizeitwerk St. Heinrich in Bamberg und die LVHS auf dem Feuerstein aufzubauen. 

 

Trotz dichtgedrängten Terminkalenders suche der Oberhirte immer die Nähe zu den Gläubigen. Sei es bei seinen zahllosen Firmfahrten und Visitationen, bei diözesanen Pilgerfahrten oder der Weihe von Kindergärten und Altenheimen, deren Bau er förderte. 

 

Wie wichtig ihm auch der apostolische Dienst der Männern und Frauen war, (1968 beauftrage er 37 Laien mit der Austeilung der Hl. Kommunion) zeigte er u.a. indem er am großen Gebetstag der kath. Laienorganisation „Fides Romana“ im September 1959 in Altötting teilnahm, an dem über 1400 Wallfahrer allein aus dem Erzbistum Bamberg um einen glücklichen Verlauf des Eucharistischen Weltkongresses in München beteten. 

 

Mit dem Laienapostolat beschäftigte sich auch das Zweite Vatikanische Konzil das dort endlich seine kirchenamtliche Bestätigung erhielt. 

 

Zusammen mit Weihbischof Johannes Lenhardt nahm der Erzbischof als Mitglied der Sakramentenkommission am Konzil teil, das sich von 1962 bis 1965 in vier Sitzungsperioden gliederte. Durch Vorträge, Predigten und Hirtenbriefe bereiteten Weihbischof und Erzbischof die Gläubigen auf die Neuerungen vor.  

Besonders die Liturgiereform war für die Menschen ein sichtbares Ergebnis der Konzilsarbeit: Priester zelebrierten nun nicht mehr mit dem Rücken zur Gemeinde, der Gottesdienst wurde für alle verständlich in deutscher Sprache gehalten und ein gemeinsames Gebet- und Gesangbuch mit neuen geistlichen Liedern erschien.  

 

Dies alles trug dazu bei, dass die Kirche den Menschen verständlicher wurde, sie sich als Teil der Weltkirche sehen und sich aktiv in den Pfarrgemeinden, auf Dekanats- und Bistumsebene für ihre Anliegen einsetzen konnten. 

 

1976 trat Erzbischof Schneider aus Altersgründen von seinem Amt zurück.

Er stand jedoch seinen Nachfolgern Erzbischof Elmar Maria Kredel und Erzbischof Karl Braun stets mit Rat und Tat zur Seite und übernahm auch im Ruhestand noch etliche Pontifikalhandlungen.  

 

Alterzbischof DDr. Josef Schneider verstarb im Alter von fast 92 Jahren, am 18. Januar 1998 in Bamberg.