13. April 1945 - Kriegsende in Bamberg:Ein Notgrab im Privatgarten

Am 13. April 1945 wurde Josephine Landgraf, eine Schwester von Weihbischof DDr. Artur Landgraf (amt. 1943-1958) „von einem Geschoß aus einem Feuerregen (…) unten in unserem Garten“ getroffen und schwer verletzt. Die Familie war gerade auf der Rückkehr aus dem Bunker – in Bamberg standen sich an diesem Tag amerikanische und deutsche Truppen gegenüber. Um etwa 11 Uhr begann der Angriff der Amerikaner von Hallstadt aus. Gegen 20:40 Uhr drangen die Amerikaner von Gaustadt Richtung Bamberg vor. Vom Debringer Berg aus feuerte nach Augenzeugenberichten deutsche Artillerie in die Stadt und traf den Schrannenbereich. Auch deutsche Flugzeuge flogen Angriffe gegen den amerikanischen Einmarsch an. Offensichtlich traf bei einem Angriff ein kleiner Splitter genau Josephine Landgrafs Schlagader an der Schulter und die Blutung war nicht zu stillen. Der Weihbischof konnte seiner Schwester noch die Absolution erteilen, bevor sie gegen 22 Uhr verstarb. Ihr Leichnam wurde von ihren Schwestern vorbereitet und dann zunächst auf dem Sofa aufgebahrt.
Seit dem 10. April wurden die Bamberger Brücken durch deutsche Truppen gesprengt, um eine Eroberung durch die Amerikaner zu erschweren. Für die Bürger aus dem Westen Bambergs war es nun nicht mehr möglich ihre Toten auf dem Bamberger Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite der Regnitz zu bestatten. So wurde entschieden Josephine am 16. April im Garten zu beerdigen. Der Trauergottesdienst fand einen Tag später in der Oberen Pfarre statt. Wann die Exhumierung des Sarges in das Familiengrab am Bamberger Friedhof erfolgte, ist nicht bekannt.
Josephine Landgraf wurde 1899 als fünftes Kind von Michael und Alexandra Landgraf in Isen (Lkr. Erding) geboren. Das Ehepaar hatte insgesamt zwölf Kinder, von denen vier im Kleinkindalter gestorben sind. Als 1924 die Mutter verstarb, zog die Familie von Nürnberg nach Bamberg und lebte dort seit 1930 in dem neugebauten Haus im Teufelsgraben. Josephine war wie ihre Schwester Eugenie im Familienhaushalt tätig.
Literatur
Josef Urban: Artur Michael Landgraf (1895-1958). Der gelehrte Bamberger Weihbischof - Dokumentationen. Eggolsheim 2018, S. 321f.
Robert Zink (Hg.): Luftkrieg und Kriegsende in Bamberg. Bamberg 1985 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg).