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Der Fußball und Bamberger Bischöfe:Ein Brief und eine Fotografie aus dem Sammlungsbereich

AEB Rep. 80 Slg 6/3 Nr. 700
Datum:
Veröffentlicht: 25.6.24
Von:
Susanne Schmidt

Ein besonderer Anstoß: der Erzbischof macht den ersten Kick

Katholische Jugend- und Gesellenvereine bieten seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Freizeitangebote im Turn- und Fußballbereich an. 1920 wird der Sportverband DJK „Deutsche Jugendkraft“ gegründet und in vielen Pfarreien entstehen DJK-Vereine. Nach dem Zweiten Weltkrieg durfte Erzbischof Joseph Otto Kolb bei einem Spiel einer DJK-Mannschaft den Anstoß übernehmen:

  • AEB, Rep. 80 Slg 6/3 Nr. 700 (Erzbischof Kolb und ein DJK-Spieler, um 1950)

Ein „Fußballfan“ aus Bamberg in Washington, D.C.

1929 erhält der 34jährige Bamberger Hochschulprofessor DDr. Artur Landgraf einen Ruf als „Visiting Professor“ an die Catholic University of America in Washington D.C. Vom 01. November 1929 bis 31. Mai 1930 gibt der spätere Bamberger Weihbischof (amt. 1943-1958) Vorlesungen über Christologie und mittelalterliche Theologie. Zwei Monate nach seiner Abreise aus Bamberg schildert er seinem Weihbischof Adam Senger (amt. 1912-1935) nach Bamberg erste Eindrücke. Er berichtet von der amerikanischen Gastfreundschaft und erzählt, dass er bislang wenig von Stadt und Land gesehen hat. Für den Besuch eines Fußballspiels aber hat er sich Zeit genommen. Dabei geht er nicht etwa auf die spielerische Leistung der Fußballer ein – er stellt das Verhalten der Zuschauer und das Interesse der amerikanischen Geistlichen in den Vordergrund. Seiner Meinung nach kennen sie sich mit Fußball besser aus als mit Geographie oder Geschichte.

Artur Landgraf hat seinen Weihbischof mit dieser sportlichen Nebenbemerkung sicher nicht gelangweilt. Senger hat 1906 einen Aufsatz zum Thema „Sport und Caritas“ veröffentlicht und aus dem Jahr 1927 ist ein Schriftwechsel über Kritik am modernen Turnsport mit dem Schriftsteller Paul Keller (1873-1932) überliefert.

„Von Amerika selber und von Washington habe ich nur wenig gesehen. Das was ich aber sah, genügte mir, um stolz zu sein auf unseren Klerus, der weit über dem hiesigen, verweltlichten steht. Ich hatte die Gelegenheit benützt, einen Fußballwettkampf zuzusehen, der wegen des Benehmens der Zuschauer sehr interessant ist. Dafür war der Klerus interessiert. Dafür aber wissen die Theologen kaum, wo Palästina liegt, und wie sich das römische Reich unter Cäsar vom französischen Kaisertum Napoleons III. unterscheidet.
Es ist tatsächlich der Unterschied zwischen Europa und Amerika ein unsäglich größerer als der zwischen Breitengüßbach und Rom, und ich kann sehr wohl verstehen, daß einen Auswanderer das Heimweh ankommt.“

  • AEB, Rep. 70 NL 1 Nr. 180 (Ausschnitt aus dem Brief von Artur Landgraf an Weihbischof Adam Senger aus Washington D.C. vom 17. Dezember 1929)

Weiterführende Literatur:

  • Sport und Caritas. In: Bayerische Caritas-Blätter. Monatszeitschrift für die Caritas in Bayern; Nr. 6 (Juni 1906). In: AEB, Rep. 70 NL 1 Nr. 38.
  • Kritik am modernen Turnsport - Schriftwechsel mit dem Schriftsteller Paul Keller (1873-1932), 1927. In: AEB, Rep. 70 NL 1 Nr. 51.
  • Zu Weihbischof Artur Landgraf vgl.: Franz Machilek: Artur Michael Landgraf, Titularbischof von Eudocia (1943-1958). In: Die Weihbischöfe in Bamberg. Festgabe zur Verabschiedung von Weihbischof Werner Radspieler. Hg. von Andreas Hölscher und Norbert Jung. Petersberg 2013, S. 253-289.
  • Zu Weihbischof Adam Senger vgl.: Andreas Hölscher: Adam Senger, Titularbischof von Comana in Armenien (1912-1935). In: Die Weihbischöfe in Bamberg. Festgabe zur Verabschiedung von Weihbischof Werner Radspieler. Hg. von Andreas Hölscher und Norbert Jung. Petersberg 2013, S. 214-233.
  • Zu Erzbischof Joseph Otto Kolb vgl.: Elmar Kerner: Erzbischof Joseph Otto Kolb (1881-1955). In: Die Erzbischöfe von Bamberg. Lebensbilder. Hg. von Andreas Hölscher und Norbert Jung. Petersberg 2015, S. 254-293.

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