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Dekanatskonveniat besuchte Diözesanarchiv

Datum:
Veröffentlicht: 28.1.05
Von:
Dr. Josef Urban

Obwohl im neuen kirchlichen Zentralarchiv der Erzdiözese längst der Alltag eingekehrt ist, ist das Interesse an den Führungen nach wie vor groß. Kürzlich waren Geistliche und Mitarbeiter im pastoralen Dienst des Dekanats Forchheim zu Besuch.

 Im Lesesaal des Archivs begrüßte der in Eggolsheim wohnende Archivdirektor Dr. Josef Urban die 25 Personen und begann seine Ausführungen mit einem Hinweis auf die Wandlung des einstigen Ordinariatsarchivs zum kirchlichen Zentralarchiv der Erzdiözese Bamberg. So ist die Behörde nicht nur für das am Domberg entstandene Schriftgut zuständig, sondern unterstützt auch die Dekanate, Pfarreien, kirchlichen Vereine und Verbände in den Fragen der Schriftgutverwaltung. Über 150 Pfarrarchive sind bei Wahrung der Eigentumsrechte in den Magazinen deponiert, werden für die Forschung aufbereitet und insgesamt aus leerstehenden Pfarrhäusern und nicht mehr besetzten Pfarrstellen für die Zukunft gesichert. Hinzu kommen die 2500 Kirchenbücher der Pfarreien, die alle sicherungsverfilmt und, auf Mikrofiche umgearbeitet, vor allen den zahlreicher werdenden Forschern zur Verfügung stehen.   

 

700 Fichekarten...

Über 700 Fichekarten umfassen die Matrikel des Stifts und der Pfarrei St. Martin Forchheim, jede einzelne genau beschriftet mit dem, was den Leser erwartet. Nur noch für Sonderforschungen in Bezug auf Papier, Wasserzeichen, Einband oder Tinte, oder wenn wirklich eine Schrift verderbt war und auf dem Fiche nicht mehr zu lesen ist, werden die Originalbände vorgelegt. Sonst ruhen sie gesichert im Magazin und werden bei Bedarf restauriert.

... und ein kaputtes BuchDamit war Urban bei dem großen Buch angelangt, das auf einem Lesesaaltisch bereit lag und die Besucher schon lange neugierig gemacht hatte. Zwölf Kilo wiegt der mächtige Foliant, der selbst in seiner maroden Verfassung noch beeindruckend ist und schwerlich in ein herkömmliches Bücherregal passen würde. Es ist nicht das erste mal, dass dieses auf Papier gedruckte Buchdokument aus dem liturgischen Leben des Kollegiatstifts St. Martin im frühen 18. Jahrhundert jetzt im Jubeljahr Forchheims fachgerecht restauriert werden soll - vorausgesetzt die erforderlichen 8500 Euro können aufgebracht werden. Schon einmal war der gesprungene hölzerne Deckel mit Pergamentsreifen und einer Schwalbenschwanzverbindung gerettet werden. Sie soll künftig sichtbar bleiben, während der brüchige Buchrücken und das fast vollständig erhaltene, die Buchdeckel umschließende Leder gereinigt und wieder geschmeidig gemacht und die fehlenden Buchschließen ergänzt werden sollen. 

 

Harmonie aus Glas, Beton und Stahl 

 

Vom Architekten der Stegauracher Kirche, Norbert Püls, stammen die Pläne des Archivs, dessen bauliche Gestalt in den Materialien immer wieder die Handschrift des Architekten verrät. In einem Verwaltungsgebäude und drei Magazinbauten, die dem Stadtbild Bambergs einen modernen Anstrich verleihen, arbeiten acht Personen und werden 8000 Meter Schriftgut gelagert.

Als die Gruppe im 4. Obergeschoss einen Blick in die Amtsbibliothek mit dem bedeutenden Buchnachlaß des Bistumshistorikers Johannes Kist, einem gebürtigen Forchheimer, warfen, fand Dr. Urbans Hinweis auf die wissenschaftlichen Nachlässe im Archiv große Beachtung. Unter dem Motto “Ins Archiv statt in die Mülltonne und ins Antiquariat” kamen in den letzten 20 Jahren bistumsgeschichtlich bedeutende Fotografien, Grafiken, Korrespondenzen, Predigten, Andachtsbilder und Bücher ins Archiv, die das amtliche Schriftgut wesentlich bereichern. So ist die Nachlassabteilung von weiland 50 Nummern auf 500 Nummern angestiegen. 

 

Modelle und Baupläne 

 

Zahlreich sind die Modelle und Baupläne von Kirchen und kirchlichen Gebäuden der Erzdiözese, ebenso vielgestaltig erweist sich deren Erhaltung. Vor allem das Material, aus dem die Modelle gebastelt werden ist für eine dauerhafte Archivierung wichtig. Großes Augenmerk wird auf den Ausdruck und die Verfilmung der nur mehr auf PC vorhandenen Pläne der Hauptabteilung Bauwesen gerichtet: Etwa 3000 Stücke sind in nächster Zeit auszudrucken, zu verzeichnen und zur Sicherung zu verfilmen.

Hier wurde auch das heute weit verbreitete Problem im Umgang mit Schriftgut hingewiesen. Vielfach herrscht das sogenannte „papierlose Büro“ vor, in dem Schriftverkehr im PC erstellt und oft nicht mehr ausgedruckt und registraturmäßig erfasst wird. 

 

Roter Punkt: Vorsicht

Für den Archivar ist die Aussage eindeutig: Ein roter Punkt auf einer Archivschachtel bedeutet erhöhte Vorsicht im Umgang mit dem Inhalt. So tragen ihn Behältnisse mit Glasnegativen in allen gängigen Größen, manchmal weist der Punkt auch auf einen brisanten, für die Forschung noch gesperrten Inhalt eines Archivale hin.

An den Rollregalen mit den etwa 150 Pfarrarchiven vorbei – das Pfarrarchiv St. Martin steht im Pfarrhaus und kann dort eingesehen werden – führte Urban die Gruppe zu den Pfarrmatrikeln, erklärte anhand einiger Beispiele wichtige Schritte der Buchrestaurierung und stellte die älteste Urkunde von 1178 vor, die über eine Wachsstiftung zum Grab des hl. Heinrich handelt. Forchheimer Bezüge wurden hergestellt mit der Urkunde von 1525 über die Anstellung eines Prädikators (Predigers) im St. Martinsstift, der in dem jetzt abgetragenen ältesten Haus Forchheims in der einstigen Pfaffengasse (heute Rosengässchen 4) wohnte.

Abgerundet wurde die Führung, die Dekan Kraus mit Dankesworten und Applaus schloss, mit einem Schriftstück von 1560 über die Verleihung des Benefiziums am Kreuzaltar in der Pfarrkirche an den aus Eggolsheim stammenden bedeutenden Astronom, Mathematiker und Priester Georg Hartmann vier Jahre vor seinem Tod im Jahr 1564.