Das gesamte Leben des Jahres 1953 in Bamberg, Stadt und Land, wird in diesen schwarz-weißen Bildern lebendig. Außerdem feiern die damals fotografierten Ereignisse heuer ihr 50jähriges Jubiläum, also Anlass genug, um auf sie aufmerksam zu machen.
Es wurde auffallend viel gebaut. So entstanden eine Fülle neuer Sozialwohnungen in den typisch kargen Architekturformen dieser Zeit. In den Fotos wird der ungeheuere Bedarf an Flüchtlingswohnungen, aber auch an Wohnungen für die Mitglieder der Amerikanischen Armee deutlich. Letztere mussten gebaut werden, um endlich die von den Amerikanern beschlagnahmten Wohnungen wieder frei zu bekommen. Am Sozialwohnungsbau war die St. Joseph-Stiftung maßgeblich beteiligt.
Es wurden auch Kirchen saniert und sogar neu gebaut. Erzbischof Dr. Joseph Otto Kolb veranlasste den Neubau der St. Kunigundenkirche als Pfarrkirche für den neuen Stadtteil Gartenstadt. Das Volksblatt hat den gesamten Bauvorgang von der Grundsteinlegung bis zur Einweihung ausführlich dokumentiert. Aber auch die Sanierungsarbeiten am Fürstenportal des Doms kann man anhand der Bilder gut verfolgen.
Einer der großen Momente war die Einweihung des Städtischen Berufsschul-zentrums in der Dr.-von-Schmitt-Straße. Die Schule wurde nach dem damaligen Bamberger Oberbürgermeister Luitpold-Weegmann-Schule benannt. Das Volksblatt hat alle Bauabschnitte im Bild festgehalten. Ebenso den neuen Milchhof auf dem alten Viehhofgelände in der Jäckstraße und mehrere andere Großbauten, darunter ein neues AOK-Gebäude auf dem Platz der zerstörten Synagoge.
Auch der Brückenbau spielte eine große Rolle in dieser Zeit. Herausragendes Bauwerk ist in jenem Jahr die Kettenbrücke gewesen. Während der Bauzeit wurde eigens ein hölzerner Kettenbrückensteg aufgebaut, damit die Fußgänger von der Königstraße ins Stadtzentrum gelangen konnten. Nach der Einweihung der Kettenbrücke entfernte man diesen Notsteg wieder. Die Kettenbrücke selbst wurde als eine der frühen Stahlbetonbauwerke aus vorgespanntem Stahl errichtet.
Ein ebenso brisantes Thema war in jenem Jahr der Straßenbau. Der Bildbestand birgt unzählige Straßenbaubilder, darunter auch den geplanten Anschluss der B 22 an die B 4 mit einer ersten Straßenbrücke über den Hain. Diese frühe Planung bildete die Grundlage für den späteren Münchner Ring.
Mit der zügigen Motorisierung stieg auch die Zahl der Verkehrsunfälle. Die größeren davon wurden lückenlos im Bild dokumentiert. Andererseits kam nun eine neue Bauform auf: die moderne Tankstelle. Das Volksblatt zeigte die meisten dieser Zweckbauten im Bild.
Das Leben im Kirchenjahr ist ein weiteres Thema dieser Bilder. So wurde die Marienprozession mit dem Gnadenbild der Muttergottes in zwei Bildern festgehalten, ebenso wie andere Prozessionen im Jahreslauf.
Auch ein besonderes Hobby der Bamberger wird mit mehreren Bildern deutlich gezeigt: Das Segelfliegen. Oftmals finden wir den Flugplatz auf der Breitenau.
Ein weiteres wichtiges Bauwerk war das neue Stadionbad im Volkspark an der Pödeldorfer Straße. Diese herrliche Freizeitanlage wurde von den Bambergern und ihren Kindern besonders gern genutzt.
Eine andere Bildfolge zeigt die neuen Brunnen in Bamberg: den Kunigunden-brunnen in der Gartenstadt, den Büberlbrunnen im Garten der Entbindungsanstalt am Markusplatz, den Brunnen im Vestibül der Berufsschule, und den durch Vandalen beschädigten Spinnereibrunnen in Gaustadt.
Selbst der Bau neuer Bedürfnisanstalten, wie beispielweise der am St. Michaels-kloster vor dem Eisernen Gitter, wird bildlich übermittelt.
Die schwarzweißen Fotos aus dem Volksblatt zeigen unübersehbar die erste Phase des Wirtschaftswunders in Bamberg. Das Leben der Menschen wird von Arbeit geprägt, die Freizeit spielt noch eine untergeordnete Rolle. Deshalb haben sich auch so viele Bilder aus der Arbeitswelt erhalten. Aber auch Wissenschaft, Forschung, Berufswettbewerbe und Ausstellungen mit Leistungsschauen kommen nicht zu kurz.
Wer sich mit der Nachkriegszeit in Bamberg beschäftigen will, darf am Bildarchiv Volksblatt im Archiv des Erzbistums künftig nicht mehr vorbeigehen. Es wird in einigen Monaten vollständig bearbeitet und damit für die Forschung nutzbar sein.